Kunst ist keine Kunst ist eine Kunst.

Creative Lettering Workshop mit dem international erfolgreichen Poster-Künstler Peter Bankov überrascht die Teilnehmer. Mit eigenen Werken werden sie selbst zu erfolgreichen Künstlern.

Im Workshop “Creative Lettering” an der Kunstschule Berlin haben sich 20 Studenten und interessierte Externe eingefunden, um vom Meister des Posters zu lernen. Der international renommierte Künstler stellt zu Beginn seine Arbeit mit einer Powerpoint-Präsentation vor. Von den inzwischen mehr als 1000 Werken, die er gestaltet hat, zeigt er zuerst jene aus seinem Projekt in Brooklyn, New York. Um Obdachlosen beim Betteln zu helfen, kam er mit Ihnen ins Gespräch und machte passend zur Geschichte des Einzelnen Poster auf Pappe. “In search of God, need me a road map, just a buck short”, war auf einem Poster in wild gesetzten Lettern zu lesen. Er kam bei unzähligen Obdachlosen vorbei, malte und machte originelle Werbung für sie.  
Er zeigt weitere seiner Poster, z.B. für den International Design Council in Kanada oder die Opéra Bastille in Frankreich. Die lange Liste seiner renommierten Auftraggeber wirken auf den Kunstschüler durchaus beeindruckend. Bankov schließt seine Vorstellung ab und schließt den Laptop. „Now you make posters.“
Sicher kommt jetzt die Anleitung für ein gutes Poster, seine Erfolgsformel für herausragende Kunst. „Okay, now we cut posters, 30 for each“, sagt er mit schwerem russischem Akzent. Und verlässt den Raum. Verdutzte Kursteilnehmer bleiben zurück. Langsam machen sie sich ans Werk. Von langen Papierrollen schneiden sie nun einzelne Papiere im A3-Format. Es ist noch früh am Morgen für die meisten – „Wie viele haben wir schon?“. 12 Stück. Den Teilnehmern wird langsam das schiere Ausmaß der Aufgabe bewusst, 600 Poster zu schneiden.

 

Hunderte Eindrücke von Langeweile, Anstrengung, Spaß und meditativem Zen später – nach der Mittagspause – geht es zur Sache Poster. Peter Bankov gibt seine Anweisung: „Okay, for this first exercise, you draw a line with feeling of hate. You feel hate and draw line”. Mit schwarzer Tusche und 48er Pinseln machen sich die Teilnehmer daran, ihr Papier zu hassen. Manchem geht es leicht von der Hand, andere tun sich schwer. Einer zerreißt sein schwarz triefendes Papier, aus Hass. Die gleiche Übung wiederholen wir mit Liebe und Gleichgültigkeit. Am Ende des Tages kommentiert Peter Bankov alle Arbeiten. Auffällig oft spricht er von „beautiful works. You are very talented“. Die Reaktionen der Schüler, die seine Kommentare entgegennehmen, reichen von unsicherer Zustimmung bis peinlich berührt ungläubig. So einfach lässt es sich jedenfalls nicht nachvollziehen, wie Peter zu seinen Urteilen kommt. Es war für alle Teilnehmer seltsam anstrengend, bei der Arbeit nicht zu wissen, ob es so richtig ist, was man gerade macht.

An den Tagen Zwei und Drei folgen weitere Übungen, die auf den mit einem Gefühl gemalten Linien aufbauen. „Add the letters of your name in a very bad place”, trägt Bankov den Teilnehmern auf. Später sollen wir Lettern mit Objekten kombinieren, danach eine Geschichte aus unserem Leben in Symbolen und Zeichen erzählen. Von Hassmalerei zu Beginn bis zu Glyphen am Schluss hat dieser Workshop einen weiten Bogen geschlagen. Am letzten Tag sind deutlich weniger Teilnehmer wiedergekommen. Denn bei aller kreativen Freiheit fühlten sich alle Übungen am Ende des Tages wie harte Arbeit an. Nicht schön. Vielleicht gerade wegen dieser Freiheit. Denn jenseits von schön und hässlich, von richtig und falsch, was gibt es da zu üben? Fühlen, machen, malen. Von vorn. Vielleicht ist dies das große Geheimnis von Peter Bankovs Erfolg. Er kommt vorbei, fühlt, malt. Wieder und wieder. Über tausende Poster. Er wird 2019 definitiv wieder an der Kunstschule in Berlin sein. Dann wohl mit einem um mindestens 100 Postern größeren Gesamtwerk. “One Poster a day“ ist sein Motto. Die 5000 Poster-Marke will er noch knacken, auch wenn er sie für ein dummes Ziel hält. Das Geheimnis seines Erfolges? Ich versuche hartnäckig, es ihm in einem Interview zu entlocken. Vom Menschen Peter Bankov bin ich nach seinem Workshop beeindruckt, weil er mit einer Art Inbrunst alles viel intensiver zu erleben schien als die anderen Menschen, die ich in diesen Tagen gesehen habe. Er kommt vorbei, fühlt, malt. Und von vorne.

Die Galerie zum Workshop